Techniken der Keramikglasur: Kunst und Wissenschaft vereint

 


Die Glasur ist ein entscheidender Schritt in der Keramikherstellung, der nicht nur die Ästhetik eines Objekts bestimmt, sondern auch seine Funktionalität erhöht. Sie verleiht der Keramik Glanz, Farbe und Schutz, indem sie die poröse Oberfläche versiegelt. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Techniken der Glasur, ihre Anwendung und ihre Wirkung.
 
Was ist eine Glasur?
Eine Glasur ist eine dünne Schicht aus Glas, die auf die Keramik aufgetragen und bei hohen Temperaturen gebrannt wird. Sie besteht aus einer Mischung von Silikaten, Flussmitteln (wie Feldspat) und oft Farboxiden (z. B. Kupfer oder Eisen), die das endgültige Aussehen beeinflussen. Die Wahl der Technik hängt vom gewünschten Effekt, der Brenntemperatur und dem Ton ab.
 
Grundlegende Glasurtechniken
  1. Tauchen (Dippen)
    Beim Tauchen wird das Keramikstück vollständig oder teilweise in einen Glasurbehälter eingetaucht. Diese Methode ist schnell und eignet sich besonders für gleichmäßige Schichten. Die Dauer des Eintauchens – oft nur wenige Sekunden – bestimmt die Dicke der Glasur. Sie wird häufig für Geschirr verwendet, da sie eine glatte, einheitliche Oberfläche erzeugt.
  2. Auftragen mit dem Pinsel
    Das Bemalen mit einem Pinsel erlaubt präzise Designs und Muster. Künstler können mehrere Schichten oder Farben auftragen, um komplexe Effekte zu erzielen. Diese Technik erfordert Geschick und Geduld, wird aber oft für dekorative Stücke bevorzugt, da sie künstlerische Freiheit bietet.
  3. Gießen
    Beim Gießen wird die Glasur über das Objekt gegossen, während es gedreht wird, um eine gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten. Diese Methode eignet sich gut für größere oder hohl geformte Stücke wie Vasen. Überschüssige Glasur tropft ab, was subtile Übergänge und Schichtungen erzeugen kann.
  4. Sprühen
    Mit einer Sprühpistole wird die Glasur fein zerstäubt auf die Oberfläche aufgetragen. Diese Technik ist ideal für große Flächen oder filigrane Objekte, da sie eine sehr dünne, gleichmäßige Schicht ermöglicht. Sie wird oft in industriellen Produktionen eingesetzt, ist aber auch bei Künstlern beliebt, die sanfte Farbverläufe wünschen. 
Spezielle Effekte und Varianten
  • Krakelee-Glasur
    Durch gezielte Spannungen zwischen Glasur und Ton entstehen feine Risse, die ein antikes oder künstlerisches Aussehen verleihen. Diese Technik wird oft absichtlich durch die Wahl bestimmter Materialien hervorgerufen.
  • Salzglasur
    Bei dieser alten Methode wird Salz in den Brennofen gegeben, das bei hohen Temperaturen verdampft und mit dem Ton reagiert. Das Ergebnis ist eine glänzende, leicht raue Oberfläche mit zufälligen Mustern, typisch für traditionelle deutsche Steinzeugkeramik.
  • Raku
    Eine japanische Technik, bei der die Keramik nach dem Glasurbrand aus dem heißen Ofen genommen und in brennbare Materialien (z. B. Sägespäne) gelegt wird. Die Reduktion des Sauerstoffs erzeugt metallische oder rauchige Effekte, die jedes Stück einzigartig machen.
Herausforderungen und Tipps
Die Glasurtechnik erfordert Präzision: Eine zu dicke Schicht kann ablaufen, eine zu dünne bietet keinen Schutz. Die Brenntemperatur – oft zwischen 600 °C und 1300 °C – muss genau abgestimmt sein, da sie die Farbe und Textur beeinflusst. Vor dem Glasieren sollte das Stück „Rohbrand“ erfahren haben, um Feuchtigkeit zu entfernen und die Glasur besser haften zu lassen.
 
Fazit
Die Kunst der Glasur vereint Chemie, Technik und Kreativität. Ob schlicht und funktional oder extravagant und dekorativ – die Wahl der Glasurtechnik prägt den Charakter jedes Keramikstücks. Für Anfänger empfiehlt sich das Tauchen als Einstieg, während erfahrene Keramiker mit Sprühen oder Raku experimentieren können. So bleibt die Glasur ein spannendes Feld, das Tradition und Innovation miteinander verbindet.

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